NEWSLETTER MÄRZ 2024

Liebe alle,

ich begrüße Euch im März, ein Monat, zu dem ich ein paar Gedanken über Kommunikation mit Euch teilen möchte. Wann beginnt Kommunikation? Und mit wem und was kommunizieren wir in unserem Alltag? 

Ich habe auf meinem Weg sehr lange gebraucht, bis ich verstanden hatte, dass ein wesentlicher Baustein meiner Kommunikation in meinem eigenen Kulturkreis nicht “normal” ist, im Sinne von, dass das nicht jeder so macht. Ich habe, seit ich denken kann, zugehört, um zu kommunizieren. Das habe ich auch mit der Umwelt gemacht, mit Bäumen und Tieren, wie auch mit der Welt, die in unserem Inneren liegt. Zuhören hat sich für mich seit jeher als ein sehr intensives Kommunizieren angefühlt. Und dieses Zuhören habe ich zum Beispiel auch beim Schreiben praktiziert, insbesondere bei meinen ersten Schreibversuchen als Teenager, als ich ganze Geschichten wie aus einer inneren Welt sozusagen heruntergeladen habe.

Viel später sollte ich lernen, dass diese Praktik in unserer Kultur als automatisches Schreiben oder eine mediale Praxis aufgefasst wird. Beides wird zudem oft mit dem Label esoterisch versehen, was mir bis heute vor den Kopf stößt und was ich zunehmend als Diskriminierung erlebe. Ich bin, zugespitzt formuliert, so geboren worden und habe es trotz aller kulturellen Widerstände geschafft, meine Begabung in dieser Kultur zu einem Beruf zu machen, auch wenn die Parameter meines Berufes gegen die Weltgrenzen meines Kulturkreises verstoßen. Auf diesem Weg bin ich anderen Kulturen sehr dankbar, insbesondere dem Anden-Schamanismus, denn ohne ihre Öffnung zum Westen und ihr Angebot für Diverse wie mich, hätte ich es noch schwerer gehabt, meine Begabung als eine solche zu erkennen und meine Fähigkeiten zu schulen. Zudem in einer Weise, die die Erde respektiert und die mit dem Netz des Lebendigen in einer achtsamen und liebevollen Weise verbunden ist. 

Ich höre, seit ich denken kann, dem Wasser, den Bäumen, dem Wind, den Vögeln, den Steinen und auch meinen Zimmerpflanzen zu. In anderen Kulturräumen, zum Beispiel den Anden, gehört das zu einer selbstverständlichen Kommunikation mit Pachamama (Mutter Erde). 

In unserem Kulturkreis beginnt langsam ein Aufwachen, das sich unter anderem um eine Neudefinition des Lebendigen und auch unseren Stellenwert in diesem Netz bemüht (zB die Kritik am Anthropozän), jedoch machen all diese Debatten bisher vor der Schwelle des Bewusstseins halt. Unsere Intuition oder die Fähigkeiten einer erweiterten Wahrnehmung werden als esoterisch ausgegrenzt, wobei “esoterisch” mit unseriös, irrational, naiv oder sogar geistig verblendet ersetzbar ist. 

Deterministisches, patriarchales und koloniales Gedankengut versperren bis heute in vielen Bereichen einen Weltzugang, der auf einer alle Lebensformen einschließenden Verbundenheit basiert und zudem in diesem Netz des Lebendigen keine Hierarchien installiert. Kommunikation, Austausch mit anderen Lebewesen und Lebensformen ist weiterhin ein Grundfaktor für das Gefühl, selbst lebendig zu sein und ein erfülltes Leben zu führen. Die Kommunikation des Zuhörens, des deep listening, ist ein Beispiel einer empathischen Bezugnahme auf das Netz des Lebendigen, die unserem Kulturkreis (noch) fehlt. 

Ich lade Euch diesen Monat ein, Euch Eurem einzigartigen Divers-Sein, Euren abweichenden Wahrnehmungsfähigkeiten bewusst zu werden und stolz auf sie zu sein, anstatt sie an die Rahmen unserer Kultur anzupassen. Weiterhin lade ich Euch ein, mit der Fähigkeit des Zuhörens als eine Form der Kommunikation zu experimentieren. Dazu macht Euch leer wie ein Gefäß, aus dem ihr alle Flüssigkeit abfließen lasst und hört werturteilsfrei und absichtslos einmal einer nicht menschlichen Lebensform oder auch einem Element zu, das sich in eurer Umgebung befindet. Ich bin gespannt, was Ihr erleben werdet :) 

          Habt eine gute Zeit,

Eure Lina

Lina Launhardt