NEWSLETTER OKTOBER 2024
Liebe alle,
ich begrüße Euch im Oktober und möchte zu diesem Monat ein paar Gedanken über Kraft teilen und was es bedeuten kann, in seiner Kraft zu sein.
In seine Kraft zu kommen beginnt meiner Ansicht nach damit, sich selbst gut zu kennen oder erst einmal kennenzulernen, mit allen Schwächen und Stärken, und dann Werkzeuge zu haben oder zu entwickeln, um in Momenten von Erschöpfung und Belastung sich selbst oder auch andere auffangen zu können. Ob man in seiner Kraft ist, zeigt sich meiner Ansicht nach paradoxerweise genau dann, wenn man aus einem Gefühl von Kraft herausfällt - wie man sich selbst und anderen begegnen kann, wenn im Leben gerade einmal Herausforderungen anstehen oder sogar alles aus dem Ruder läuft.
Meiner Erfahrung nach sind die Wege und Werkzeuge zum Erlangen der eigenen Kraft so unterschiedlich, individuell und einzigartig wie die Lebenswege selbst. In seine Kraft zu kommen mag für den einen gerade bedeuten, sich mehr Raum für sich zu nehmen, sich selbst mehr wertzuschätzen. Für den anderen mag es bedeuten, seine Erfolgsansprüche für einen Augenblick loszulassen und mit seinem Sein in Berührung zu kommen, so wie es gerade ist. Wiederum für jemand anderes mag es gerade bedeuten, aus seiner/ihrer Komfortzone zu klettern und Dinge zu wagen, die noch völliges Neuland sind. Wiederum andere stellen sich vielleicht gerade ihren Schattenthemen (Schatten im Sinne von dem, was noch nicht im Licht des Bewusstseins angekommen ist), um die eigentlichen Widersacher auf der inneren Bühne zu entdecken. Diese Widersacher dürfen sich dann in kraftvolle Verbündete verwandeln, damit Muster wie: “Das passiert mir immer wieder und ich weiss nicht warum” sich von ihrer Basis her in eine Lösung begeben dürfen.
Kraft wird in unserem kulturellen Gefüge sehr individualistisch verstanden. In anderen kulturellen Zusammenhängen wie zum Beispiel in vielen indigenen Kulturen wird davon ausgegangen, dass eine Gemeinschaft immer nur so kraftvoll ist wie das schwächste Mitglied ihrer Gruppe. Daher wird in diesen Kulturen das Schwächste nicht ausgestoßen, sondern die Gruppe stellt sich hinter dieses Mitglied der Gemeinschaft, um es und damit alle in die Kraft zu bringen.
Die Dialektik von Schwäche und Kraft, wie sie in unserem Kulturraum gelebt wird, kann uns sogar tendenziell krank machen. Ich möchte in diesem Zusammenhang die Verletzlichkeit als ein kostbares Gut von Kraft erwähnen. Verletzlich zu sein oder zu bleiben, erfordert Mut. Wir riskieren, dem Leben gegenüber offen zu bleiben. Das Leben kann herein, so wie es ist. Gefühle dürfen so sein, wie sie sind. Wir zeigen uns so, wie wir gerade sind. Oftmals verhindern wir einen Zuwachs an Kraft und Lebensfreude, wenn wir nicht mehr dafür offen sind, was sich unserer Kontrolle oder unserer Vorstellung von Macht entzieht, was vermeintlich als Kraft verstanden wird.
Eine wunderbare Übung, die Du jederzeit tun kannst, um mehr Kraft zu Dir einzuladen, ist es, Dich in Deinen Körper zu atmen (und vergesse das ausatmen nicht, das ruhig laut sein darf und alles ausatmet, was Du nicht mehr brauchst). Beginne erst Dich etwas zu dehnen und durch Handauflegen Dich selbst zu spüren und Dich mit Dir zu verbinden. Dann lade mit der Atmung Weite und Licht in Deinen Brustkorb ein. Lade Weite und Licht in Deinen Bauchraum ein. Lade Weite und Licht über Dir unter Dir und neben Dir ein. Spüre bewusst, wie Du mit Deinen Fußsohlen die Erde berührst. Spüre bewusst die unendliche Weite, die sich über Deinem Kopf nach oben erstreckt. Atme Dich mit vollen Atemzügen in Deinen Körper und begrüße ihn. Begrüße Dich selbst. Spüre Dich selbst.
In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Weite, Frische und Kraft in Verbundenheit für diesen Monat!
Habt eine gute Zeit,
Eure Lina